STINE ALBRECHT

Orientierungspunkte

3.7.–11.10.2021

Im flz | SPACE #6 hat Stine Albrecht eine ortsspezifische Installation vorgenommen, die auf das historische Werkstattgebäude, die nebenliegende Flachsbrenne und den Außenraum Bezug nimmt. Ausgangspunkt für ihre Überlegungen sind „Orientierungspunkte“. Der Begriff bezeichnet für die Künstlerin nicht nur hilfreiche Marken auf Land oder auf See, sondern im übertragenen Sinne auch persönliche Ziele, Wegweiser der gedanklichen Ausrichtung oder Ausgangspunkte für neue Vorhaben.

Mit ihrer dreiteiligen Installation im Innenraum der Schmiede reagiert Stine Albrecht auf die ästhetische Situation des technischen Denkmals. Mit Wandreliefs und einer hängenden Skulptur verwandelt sie die frühere Werkstatt in einen Möglichkeitsraum spielerischer Erfindungen. Formale Elemente, wie Details des mechanisch angetriebenen Schmiedehammers, lässt sie als Bewegung im Bild auftreten. Die Oberfläche der Reliefs verändert sich mit dem Betrachterstandpunkt. Eine rote Konstruktion tanzt im Raum, wie einst das Feuer in der Esse.

In der nebenliegenden ehemaligen Flachsbrenne brachte die Intervention der Künstlerin den Schriftzug „Krupp 1939“ zum Vorschein und öffnete auf diese Weise eine neue Perspektive in die Vergangenheit, die auch auf tragische Aspekte des Backsteingebäudes und seine Geschichte als Flüchtlingsunterkunft nach dem zweiten Weltkrieg verweisen. Erstmals in der Ausstellungsreihe, die seit 2016 jährlich im Sommer stattfindet, wurde von der Rügener Künstlerin auch der Außenraum in die Installation einbezogen. Stine Albrecht hat dort zwei Skulpturen platziert, die sich formal an Seezeichen orientieren, die auch Schiffen auf der Ostsee den Weg weisen.

Durch eine präzise Auseinandersetzung mit dem vielschichtigen Ort, ist es Stine Albrecht gelungen, ihn für eine erweiterte Wahrnehmung zu öffnen. Ihre Installation „Orientierungspunkte“ erlaubt Gedanken über den Wandel der Arbeitswelt ebenso wie über den Lauf der Geschichte. Sie bezieht sich auf den unternehmerischen Kontext des gastgebenden Stahlbauunternehmens und reagiert auf die situative Verortung des flz | SPACE inmitten der Rügener Landschaft und nahe dem Greifswalder Bodden.

Stine Albrecht, geboren 1988 in Stralsund, hat an der Kunsthochschule Weißensee bei Else Gabriel und Albrecht Schäfer Bildhauerei sowie an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, u. a. bei Andrea Zaumseil, Bildende Kunst studiert und war Meisterschülerin von Rolf Wicker. Sie lebt und arbeitet seit 2020 auf Rügen.

Termine
9.10.2021 um 17 Uhr Gespräch mit Stine Albrecht, Martin Hurtienne (FLZ Stahl- und Metallbau Lauterbach GmbH und der Kuratorin Susanne Burmester (CIRCUS EINS) im flz | SPACE, Lauterbach zu „KUNST HEUTE ­– zeitgenössische Kunst erleben in Mecklenburg-Vorpommern“.

flz | SPACE #6
FLZ Stahl und Metallbau Lauterbach GmbH
18581 Lauterbach
Täglich 12–18 Uhr

Über den flz | SPACE
Standort der künstlerischen Intervention ist ein technisches Denkmal aus rotem Ziegelstein. Das Gebäude wurde als Werkstatt genutzt, diente zeitweise der Flachsverarbeitung und war Schmiede der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG). Die Gebäudesicherung und Sanierung erfolgte 2007 mit Rücksicht auf die Geschichte, deren Spuren bis hin zur Esse, Werkzeugen und Spindschränken erhalten blieben. Seit 2016 lädt CIRCUS EINS gemeinsam mit Martin Hurtienne von der FLZ | Stahl und Metallbau Lauterbach GmbH einen Künstler oder eine Künstlerin ein, in dem historischen Werkstattgebäude eine ortsspezifische Arbeit zu realisieren. Kuratiert wird das Projekt von Susanne Burmester, die in diesem Jahr die Künstlerin Stine Albrecht von der Insel Rügen vorgeschlagen hat. Bisher waren Nándor Angstenberger, Holger Stark, Sara Pfrommer und Ulrike Mundt und Ruzica Zajec zu Gast.

Über FLZ | Stahl- und Metallbau Lauterbach
Das Unternehmen entwickelt, fertigt und montiert Konstruktionen aus Stahl, Glas, Aluminium, Edelstahl – kombiniert mit vielfältigen anderen Baustoffen. Als Schweißfachbetrieb werden modernste Materialien, Fertigungs- und Montagetechnologien eingesetzt. FLZ ist sowohl in der Architektur als auch im Maschinenbau beheimatet. Zu den ausgeführten und aktuellen Projekten gehören die Neue Nationalgalerie Berlin, die James-Simon-Galerie Berlin, das Ozeaneum Stralsund, das Militärhistorische Museum Dresden, die Propsteikirche Leipzig und das Jüdische Museum Berlin.