ULRIKE MUNDT
15.7.–12.10.2023
Zum flz | SPACE #8 ist die mehrteilige Raum-Klang-Installation „Radio_Roh“ der Dresdner Künstlerin Ulrike Mundt (*1976) in der historischen Werkstatt von flz | Stahl- und Metallbau Lauterbach GmbH zu sehen. Ergänzt wird die Präsentation durch die Klangskulptur „Matters of Song“, die in der nebenliegenden ehemaligen Flachsbrenne zu erleben sein wird.
Radio_Roh entstand im Rahmen des Cross-Over-Stipendiums der Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank, zu dem Meisterschüler:innen der Hochschule für Bildende Künste in Dresden dabei unterstützt wurden, mit wissenschaftlichen Institutionen zusammenzuarbeiten. 15 Monate lang untersuchte die Künstlerin zum Projekt „Art Meets Science“ in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dresden, wie sie sich in ihrer künstlerischen Arbeitsweise dem forschenden Blick von Wissenschaftler:innen annähern konnte.
In dieser Zeit konnte sie ihr Interesse an der Verknüpfung von Skulpturen mit Klang verstetigen, das sie schon in der Klangskulptur Totem (2005) zu der ein Megaphon auf Stelzen in unregelmäßigen Abständen ein lautes Störgeräusch erzeugte oder zu Karaoke (2007), bei der vier Mikrophone das Geräusch wiedergeben, das der elektrische Strom erzeugt, der sie speist. Sie konsolidierte ein bis heute anhaltendes Interesse an der Beziehung zwischen Sender und Empfänger und am Verhältnis zwischen Form und Inhalt.
Die mehrteilige und raumgreifende Installation „Radio_roh“ (2008) verarbeitet das vieltönende Spektrum der Töne, die über die Kurzwellenfrequenz gesendet werden. Auf dieser Frequenz ist das Radio nicht mehr nur Unterhaltungs- oder Informationsmedium, sondern dient auch anderen Kommunikationsformen als Medium. Übertragungsgeräusche von Flugfunk, Satelliten, Fernschreiber- und Morsesignale sind zu hören. Die Künstlerin hat diese sich überlagernden Informationsquellen aufgenommen und spielt sie getrennt voneinander über eine kastenförmige Station an fünf silberfarbene Lautsprecher aus.
Die im Raum verteilten Objekt werden zu Sendern jeweils einer Funkfrequenz – doch in der ungeordneten Gleichzeitigkeit mit der sie „senden“, verliert sich der Informationsgehalt und wird zu einem Klangteppich der Desinformation. Aus Musikfetzen, Funksignalen und Rauschen wird Krach. Obwohl diese Installation schon 2008 entstand und sich auf eine schon damals veraltete Technologie bezog, bleibt der inhaltliche Gehalt dieser Auseinandersetzung auch in digitalen Zeiten hochaktuell. Denn je mehr attraktive öffentliche Kanäle zur Verfügung stehen, desto größer wird das Rauschen, in dem Lügen und Unwahrheit sich verbergen können.
In der früheren Flachsbrenne des historisch erhaltenen Werkstattgebäudes ist Ulrike Mundts Klangskulptur Matters of Song (2020) zu hören, zu der aus einem schwarzen keramischen Körper der Gesang einer Nachtigall erklingt. Form und Farbe der Skulptur erinnern an eine Urne oder einen Sarkophag, darum erscheint die konservierte Vogelstimme zugleich für die Ewigkeit konserviert und in ein Gefängnis eingesperrt.
Ulrike Mundt (*1976 in Wismar) hat am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald studiert, von 2000 und 2002 studierte sie an der Hogeschool voor de Kunsten Arnhem und an der Rijksakademie van Beeldende Kunsten in Amsterdam Freie Kunst. Von 2003 bis 2005 verfolgte sie das Masterstudium der Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden und absolvierte anschließend das Meisterschülerstudium bei Monika Brandmeier. Ulrike Mundt ist seit 2007 als freischaffende Künstlerin in Dresden tätig und beteiligt sich an zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen, darunter in Italien, Belgien und der Tschechischen Republik.
Ausstellungsort
flz | Stahl- und Metallbau Lauterbach GmbH
Vilmnitzer Weg, 18581 Putbus
18581 Putbus / Insel Rügen
Täglich 12–18 Uhr
Eintritt frei, Parkplatz auf dem Firmengelände
Der Zugang zum flz | SPACE erfolgt über das Tor zum Firmengelände am Vilmnitzer Weg. Die Ausstellung wird gefördert durch die EWE Stiftung und flz | Stahl- und Metallbau Lauterbach GmbH.
Standort der künstlerischen Intervention ist ein technisches Denkmal aus rotem Ziegelstein. Das Gebäude wurde als Werkstatt genutzt, diente zeitweise der Flachsverarbeitung und war Schmiede der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG). Die Gebäudesicherung und Sanierung erfolgte 2007 mit Rücksicht auf die Geschichte, deren Spuren bis hin zu Esse, Werkzeugen und Spindschränken erhalten blieben.
Seit 2016 lädt die Galerie Circus Eins gemeinsam mit Martin Hurtienne von der flz | Stahl- und Metallbau Lauterbach GmbH einen Künstler oder eine Künstlerin ein, in dem historischen Werkstattgebäude eine ortsspezifische Arbeit zu realisieren. Kuratiert wird das Projekt von Susanne Burmester, die in diesem Jahr die Künstlerin Ulrike Mundt vorgeschlagen hat. Bisher waren Nándor Angstenberger, Holger Stark, Sara Pfrommer/Ulrike Mundt, Ruzica Zajec, Stine Albrecht und Gunilla Jähnichen zu Gast.
Über den flz | SPACE
Das Gebäude wurde als Werkstatt genutzt, diente zeitweise der Flachsverarbeitung und war Schmiede der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG). Die Gebäudesicherung und Sanierung erfolgte 2007 mit Rücksicht auf die Geschichte, deren Spuren bis hin zu Esse, Werkzeugen und Spindschränken erhalten blieben.
Über flz | Stahl- und Metallbau Lauterbach
Das Unternehmen entwickelt, fertigt und montiert Konstruktionen aus Stahl, Glas, Aluminium, Edelstahl – kombiniert mit vielfältigen anderen Baustoffen. Als Schweißfachbetrieb werden modernste Materialien, Fertigungs- und Montagetechnologien eingesetzt. flz ist sowohl in der Architektur als auch im Maschinenbau beheimatet. Zu den ausgeführten und aktuellen Projekten gehören der Skywalk Königsstuhl, die Neue Nationalgalerie Berlin, die James-Simon-Galerie Berlin, das Ozeaneum Stralsund, das Militärhistorische Museum Dresden und das Jüdische Museum Berlin.