Paul Schwer

17.6.–27.8.2023

Mit einem mehrteiligen Kunstprojekt führt Paul Schwer seine Auseinandersetzung mit Ulrich Müther in diesem Jahr fort. Schon 2022 hatte der Künstler aus Düsseldorf dazu im Binzer Rettungsturm eine beeindruckende Sound-Lichtinstallation umgesetzt. Ausgangspunkt seiner erneuten Annäherung ist Ulrich Müthers Umgang mit dem architektonischen Körper als Grenze zwischen Innen und Außen. Ein Thema, dass der Rügener Baumeister in Bauten auf Rügen exemplarisch umgesetzt hat. Die Rettungsstation beispielsweise nähert sich einer Auflösung des Baukörpers in Bezug auf Meer und Himmel an, während die konträr aufgefasste „Taucherglocke“ der Bushaltestelle in Buschvitz den Außenraum ausschließt und einen Schutzraum anbietet.

Zu Nordstream 3 werden installative Objekte des Künstlers an zwei Orten – auf dem Putbuser Circus und am Kap Arkona – zu sehen sein. Titelgebend war der Versuch des Künstlers, vom Bundesministerium für Wirtschaft eine der überflüssig gewordenen Nordstream-Röhre auszuleihen. Weil dies nicht möglich war, entschloss er sich zu einem Nachbau der Röhrenform als Modul diverser Installationen in Deutschland. Mit seiner künstlerischen Auseinandersetzung erweitert Paul Schwer Nordstream 2 zu „Nordstream 3“ und involviert die Thematik in ein komplexes Spiel von ästhetischer Wahrnehmung,  Ökonomie und Ökologie.

Als Referenz an die Architektur des Rondellplatzes Circus in Putbus, entwickelte er diese „Röhre“ aus einem Achteck und machte sie für das Publikum begehbar. Mit durchscheinenden Farbplatten, recyclten Siebdrucken, Lochblechen und Streckgittern beplankt, bleibt die Grenze der liegenden Skulptur offen und weitet sich je nach Lichteinfall und Blickwinkel. Die Skulptur verschärft das Thema der durchlässigen Grenze durch den Einbruch von Natur, indem halbseitig die Bohne „ Blaue Hilde“ am Gestell emporrankt.

Eine weitere Installation von Paul Schwer ist am Kap Arkona zu sehen. Die Ruine des ehemaligen Signalhornturms am Hochufer hat der Düsseldorfer Künstler teilweise mit Bildelementen aus bemalten PET-Platten und Begrenzungen aus farbigen Lochblechen und Streckgittern umhüllt, die einen Dialog mit dem lokalen Graffiti aufnehmen. Im geschützten Innenraum ist das Bild eines isländischen Gletschers und eine Abwandlung des Rosenmotivs von Joseph Beuys zu sehen, das für direkte Demokratie wirbt.

Paul Schwer wurde 1951 im Schwarzwald geboren und lebt in Ratingen und Düsseldorf. Nach seinem Medizinstudium hat er bis 1993 als Kinder- und Jugendpsychiater gearbeitet, bevor er von 1981 bis 1986 an der Kunstakademie Düsseldorf studiert hat. Er hat diverse Lehraufträge wahrgenommen, u.a. an der Kunstakademie Düsseldorf/Abteilung Münster, bei der Sommerakademie Pentiment, Hamburg, an der Kunstakademie Münster und an der Art University Chengdu, China. Seine Werke wurden zu bedeutenden Ausstellungen gezeigt. Zu seiner Doppelausstellung „von beiden Enden“ 2018 im Kunstmuseum Goch und Museum Ratingen erschien ein umfangreicher Katalog mit Texten von Gregor Jansen und Ludwig Seyfahrt. 2020 hat er zu „Licht Parcours 2020“ der Stadt Braunschweig ein neues Projekt realisiert, wo u.a. auch Nevin Aladag, Bjørn Melhus, Anselm Reyle und Brigitte Kowanz eingeladen waren (mit Katalog). Er wird von Choi&Choi Gallery Köln/Seoul, der Galerie Robert Drees, Hannover und Wolfgang Jahn Galerie, München vertreten. Aktuell werden Werke von ihm auch bei BLICKACHSEN13 in Bad Homburg, im ZENTRUM FÜR INTERNATIONALE LICHTKUNST, Unna und im Skulpturenpark MUSEUM HAUS OPHERDICKE.

Fotos: Thomas Häntzschel/nordlicht, Cornelia Schwer

Paul Schwers Installation auf dem Putbuser Circus ist Teil der Gruppenausstellung LEERE / FÜLLE mit Florian Ecker, SCHAUM, Ulrike Mundt, Paul Schwer, Lisa Steude, Rikuo Ueda, Markus Willeke. Die Werke im öffentlichen Raum sind noch bis zum 27.8.2023 zu sehen. Informationen zum Projekt sind in der Galerie Circus Eins erhältlich, die von Freitag bis Sonntag jeweils 13 bis 17 Uhr geöffnet ist.

LEERE FÜLLE sowie das Sonderprojekt des Künstlers (Sonderförderprogramm NEUSTARTplus-Stipendium) werden durch Stiftung Kunstfonds/NEUSTART Kultur und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gefördert.

Ganztägig öffentlich zugänglich