Fotografien von Ingar Krauss / Installationen von Ulrike Mohr
13.5.–9.7.2023
Eröffnung 13. Mai 2023 von 17:00 bis 19:00 Uhr
Mit einem dreiteiligen Ausstellungsprojekt unter dem Titel LEERE/FÜLLE nimmt die Galerie Circus Eins in diesem Jahr die Natur und ihre Gefährdung durch den Menschen in den Blick und nähert sich der Thematik auf jeweils unterschiedliche Weise. Nach einer von Christin Wilcken kuratierten Gruppenausstellung, ist ab 13. Mai 2023 die Ausstellung „Widerschein“ mit Werken von Ingar Krauss und Ulrike Mohr zu sehen. Am 17. Juni 2023 eröffnet ein Kunstprojekt zum Thema im Außenraum. Dazu haben Florian Ecker, Ulrike Mundt, Paul Schwer, Lisa Steude, Rikuo Ueda und Markus Willeke Werke für den Putbuser Rondellplatz „Circus“ entwickelt.
Die Ausstellung „Widerschein“ stellt Fotografien von Ingar Krauss (*1965) und Installationen aus im Köhlerofen transformierten Naturfundstücken von Ulrike Mohr (*1970) gegenüber. Im Wechselspiel der unterschiedlichen künstlerischen Ansätze entfaltet sich eine melancholische Erzählung im Raum, die unmittelbar erfahrbar macht, welchen Einfluss menschliches Handeln auf die Natur hat.
Von Ingar Krauss sind Pflanzenstillleben sowie Ansichten von durch Menschenhand geordneter Natur zu sehen. Seine ursprünglich schwarzweißen Stillleben entstehen als Inszenierung in bühnenartigen Kästen und werden später mit einer Lasur aus Ölfarbe bearbeitet. Indem er diese pflanzlichen Porträts aus dem Naturzusammenhang herauslöst, lenkt er den Blick gleichermaßen auf ihre Schönheit und ihre Vergänglichkeit. Seine Aufnahmen von den Ergebnissen menschlicher Ordnungsbemühungen mit Materialien der Natur zeigen verschiedene Holzansammlungen und Haufen. Sie erinnern daran, dass die Beziehung des Menschen zur Natur nicht zwangsläufig von Ausbeutung geprägt sein muss.
Ulrike Mohr nutzt das archaische Köhlerhandwerk, um den Verfallsprozess ihrer natürlichen Ausgangsmaterialien aufzuhalten. Dazu werden Fundstücke aus Holz oder anderen Materialien unter Entzug von Luft so lange im Feuer eines geschlossenen Raumes verbrannt, bis sie einen chemisch konstanten Zustand erreicht haben. In dem chemischen Prozess, der auch Aspekte magischer Transformation enthält, haben unvorhersehbare Ereignisse und der Zufall Einfluss auf das Ergebnis. Die auf diese Weise gewonnenen Skulpturen setzt sie in poetische Raumzeichnungen um, die oft ortsspezifisch variiert werden.
Sowohl Ingar Krauss, als auch Ulrike Mohr interessieren sich für die Ergebnisse menschlichen Handelns in und mit der Natur. Beide nutzen die eingefrorene, angehaltene Zeit, um an die Vergänglichkeit von Natur zu erinnern und an eine Alltagswirklichkeit, in der das Verhältnis von Mensch und Natur ausgewogen war. Angesichts der Erkenntnis, dass wir im „Menschenzeitalter“ leben, in dem der Mensch die Natur durch sein Handeln formt, gewinnen diese Werke eine Bedeutung, die über das Memento Mori hinausgeht.
Ausstellung und Titel gehen auf ein Konzept des Kunstwissenschaftlers Harald F. Theiss zurück, der die Ausstellung im Sommer 2022 für das Schul- und Bethaus Altlangsow umgesetzt hatte. Die Ausstellung wird im Rahmen des dreiteiligen Ausstellungsprojektes LEERE/FÜLLE von der Stiftung Kunstfonds/NEUSTART KULTUR und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gefördert.
Über die Künstler:innen
Ulrike Mohr wurde 1970 in Tuttlingen geboren und hat an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee Bildhauerei studiert. 2004 wurde sie Meisterschülerin bei Inge Mahn und Karin Sander. Ihre künstlerische Arbeit basiert auf der kritischen Beobachtung der Wirklichkeit, dessen Aufzeichnung oder auch der Entwicklung eigener Ordnungssysteme. Sie arbeitet mit dem Konzept von Zeichnung, Zeit und Holzkohle im Raum. Ulrike Mohrs Arbeit wurde in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt, u.a. im Kunsthaus Dresden, Wäinö Aaltonen Museum of Art, Turm (FI) und Centre d´ innovation de design, CID au Grand-Hornu (BE). Ulrike Mohr lehrt an der Universität der Künste und lebt in Berlin.
Ingar Krauss wurde 1965 in Ostberlin geboren. Nach einer handwerklichen Lehre und diversen Tätigkeiten u.a. für die Berliner Volksbühne, kam er Mitte der 1990er Jahre zur Fotografie. Seine fotografische Arbeit zeichnet sich durch plastische Intensität und poetische Narrative aus, die ihre Kraft aus der Strenge und Unmittelbarkeit gewinnen. Er war an zahlreichen internationalen Ausstellungen beteiligt, u.a. in der Hayward Gallery, London oder dem ICP in New York. Einzelausstellungen seiner Arbeiten gab es u.a. in der Kunsthalle Erfurt und der Guardini Stiftung Berlin; Veröffentlichungen sind bei Hatje Cantz, Thames & Hudson u.a. erschienen. Ingar Krauss lebt in Berlin und im Oderbruch.